Autofarben: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. Januar 2009, 19:23 Uhr
Fahrer von hell- bis mittelroten sowie hellgrünen PKW verursachen in Österreich die meisten Verkehrsunfälle; Fahrer von gelben Pkw die wenigsten. Dies unter Berücksichtigung von Pkw-Bestand und Kilometerleistung. So die Ergebnisse einer österreichweit repräsentativen Studie mit 2.100 Pkw-Lenkern und 852 Unfällen.
Inhaltsverzeichnis
Studien:
Studien zu Autofarben und Unfallgeschehen erbringen meist widersprüchliche Ergebnisse. Aussagekräftig ist eine Studie nur dann, wenn sie sowohl den Pkw-Bestand je Autofarbe und die Jahreskilometerleistungen miterfasst. Weiters muss zwischen dem Unfallverschulden klar unterschieden werden. Letztendlich sind auch noch geografische Wesensmerkmale zu berücksichtigen. Z. B. Für Finnland wurde berichtet, dass weiße PKW die meisten Unfallbeteiligungen aufwiesen – dort hebt sich durch den häufigen Schnee ein weißes Auto wahrscheinlich weniger leicht von der Umwelt optisch ab und wird leichter übersehen.
In der österreichischen Studie (Bartl & Hager, 2006b) verursachen Fahrer schwarzer Autos zwar häufiger Unfälle, jedoch werden mit schwarzen Autos auch mehr Kilometer zurückgelegt und bei Berücksichtigung der jährlichen Kilometerleistung liegen diese im Durchschnitt, ebenso wie die mit Abstand häufigste Autofarbe Silbergrau.
Die Berücksichtigung von Kilometerleistung und Pkw-Bestand wurde wie folgt durchgeführt (Exposure-Korrektur): Es wurden die durchschnittliche Jahreskilometerleistung der insgesamt 2.100 befragten Autofahrer je Wagenfarbe mit der Anzahl der Autos je Wagenfarbe aus vorliegender Stichprobe multipliziert (= Exposure). Die Anzahl der Unfälle aus vorliegender Stichprobe wurde sodann durch diese jeweilige Exposure dividiert. Die daraus folgenden Unfallquotienten sind in folgendem Diagramm und in folgender Tabelle dargestellt:
Bezüglich bisheriger Publikationen zu diesem Thema ist die Arbeit von Lehmann (1) aus dem Institut für Verkehrsunfallforschung Freiburg von Interesse. Lehmann berichtete in den 60er Jahren umfangreich zu diesem Thema. Insbesondere hob er eine Studie aus den USA hervor:
„Nach einer Mitteilung in der Zeitschrift „The Police Chief“ vom September 1957 (!) hat ein von der amerikanischen Postverwaltung durchgeführter Versuch ergeben, dass einheitlich olivgrüne Fahrzeuge häufiger an Unfällen beteiligt waren als dreifarbige (obere Hälfte weiß, untere Hälfte blau, dazwischen ein roter Streifen aus reflektierendem Material). Von zwei unter gleichen Bedingungen eingesetzten Gruppen von 3.500 Fahrzeugen hatten die olivgrünen Wagen auf 10 Millionen Meilen 849 Unfälle, die weiß-rot-blauen dagegen bei gleicher Fahrleistung nur 622.
(1)Konstantin Lehmann: Zusammenhänge zwischen der Farbe von Fahrzeugen und der Verursachung sowie Verhütung von Verkehrsunfällen. Archiv für Unfallforschung, Heft 3, S. 197-216, 1963.
spontane Farbassoziationen:
Weiters wurden 300 Österreicher/innen nach dem Schneeballprinzip mittels Email, telefonisch und persönlich zu Farbassoziationen befragt. Das durchschnittliche Alter betrug 36 Jahre und reichte von 9 bis 81 Jahren. Befragt wurde, welche Farbe passe zu aggressiv und zu fröhlich.
77% der Befragten gaben an, dass zu „aggressiv“ in erster Linie die Farbe Rot passe. Jeder Zweite meinte, zu fröhlich passe Gelb.
Pkw-Bestand je Autofarbe:
Letztendlich wurden auch noch über 1.000 PKW in Wien und Oberösterreich zufällig nach Autofarbe gezählt, um dadurch festzustellen, wie häufig welche PKW-Farbe im österreichischen Fuhrpark vorzufinden ist. Zirka 30% der PKW sind grau bzw. silbern, ca. 23% schwarz, ca. 10% mittel- bis hellrot, ca. jeweils 8% dunkelblau bzw. weiß, ca. 7% dunkelrot, ca. 5% hell- bis mittelblau, jeweils knapp 3% dunkelgrün bzw. hell- bis mittelgrün und ca. 1% gelb.
Farbpsychologie:
Zur Farbpsychologie finden sich folgende Zuordnungen (z. B. Uni Oldenburg ), jedoch wird nicht darauf verwiesen, wie diese Zuordnungen zustande gekommen sind (empirische Untersuchungen oder Ähnliches). Zuordnungen von Gefühlen und Stimmungen in der traditionellen Farbsymbolik sind: • Gelb: Reife, Wärme, Optimismus, Vorwärtsstreben, Heiterkeit, Freundlichkeit, Veränderung, extravertiert
• Rot: Aktivität, Dynamik, Gefahr, Temperament, Zorn, Wärme, Leidenschaft, Eroberungswille, Tatendrang, exzentrisch
• Orange: Freude, Lebhaftigkeit, Spaß, Lebensbejahung, Ausgelassenheit, fanatisch, aktiv
• Blau: Harmonie, Zufriedenheit, Ruhe, Passivität, Unendlichkeit, Sauberkeit, Hoffnung
• Grün: Durchsetzungsvermögen, Frische, Beharrlichkeit, Entspannung, Ruhe, lebensfroh, naturverbunden
• Violett: Selbstbezogenheit, Eitelkeit, Einsamkeit, Genügsamkeit, introvertiert, statisch
• Braun: Sinnlichkeit, Bequemlichkeit, Anpassung, Schwere, zurückgezogen
• Weiß: Reinheit, Sauberkeit, Ordnung, Leichtigkeit, Vollkommenheit, illusionär
• Schwarz: Negation, Auflehnung, Undurchdringlichkeit, Trauer, Einengung, Abgeschlossenheit, Funktionalität, pessimistisch, hoffnungslos, schwer
• Grau: Neutralität, Trostlosigkeit, Nüchternheit, Elend, Nachdenklichkeit, Sachlichkeit, Funktionalität, Schlichtheit, unbeteiligt
Die hier beschriebenen Eigenschaften stimmen für die Farben rot und gelb mit den gegenständlichen Befragungsergebnissen überein.
Von besonderem Interesse ist, dass nahezu die Hälfte aller Autos silbergrau oder schwarz ist, wenngleich gerade diese Farben kaum zur allgemeinen Lieblingsfarbe von Menschen zählen.
Unter www.beta45.de/farbcodes/theorie/heller.html - wurden deutsche Befragungsergebnisse veröffentlicht, wonach Grau bei insgesamt 2% der deutschen Bevölkerung die allgemeine Lieblingsfarbe sei und Schwarz 8%. Aber bei beiden Farben finden sich auch deutliche Ablehnungen als Lieblingsfarbe. Für 38% sei Blau die Lieblingsfarbe, für 20% Rot, für 14% Orange, für 12% Grün und für 5% Gelb.
Offensichtlich ist, dass Menschen für verschiedene Dinge verschiedene Lieblingsfarben haben. Eine mögliche tiefenpsychologische (also im Bereich des Unbewussten liegend) Interpretation dafür, dass sehr viele Menschen Grau als Autolieblingsfarbe haben ist, dass Grau für neutral steht (siehe oben). Man möchte demnach im Straßenverkehr anonym bleiben, nicht Farbe bekennen, sich nicht outen und somit weniger angreifbar bleiben. Verfolgt man diese unbewussten Gedankengänge weiter, würde man mit einem gelben Auto hingegen ein klares Zeichen setzen, im Sinne von z.B. „ich bin ein fröhlicher Mensch“. Dadurch hat man sich aber festgelegt und somit in seiner Handlungsvielfalt mehr eingeschränkt als mit neutralem Grau. Demnach schafft Grau die meisten Freiheitsgrade für Verhaltensweisen im Straßenverkehr. Man kann je nach Gegebenheit freundlich, aggressiv, stark, unauffällig etc. sein. Tiefenpsychologisch könnte dies die Erklärung dafür sein, dass Silbergrau seit langem die Autolieblingsfarbe ist. Auf der bewussten Ebene spricht für Grau, dass man den Schmutz nicht so gut sieht und helles Silbergrau heizt das Auto weniger auf als dunkle Farben.
Die Bevorzugung für die Autofarbe Schwarz ist tiefenpsychologisch ähnlich zu deuten: Erstens, Schwarz ist physikalisch gar keine Farbe. Also auch bei Schwarz legt man sich nicht fest, man bekennt nicht Farbe. Zweitens bietet Schwarz den Schutz, in etwas Undurchdringlichem eingeschlossen zu sein, wie in einem Schutzmantel. Man ist nicht angreifbar im sozialen Umfeld des Straßenverkehrs. Auch die schwarzen und grauen Businessanzüge bei gesellschaftlichen Anlässen könnten dieselbe unbewusste Wurzel haben. Schwarz schützt im sozial riskanten Umfeld. Man wirkt geheimnisvoll und cool und somit weniger verletzbar. Wie bei allen tiefenpsychologischen Interpretationen ist es wichtig nicht zu Verallgemeinern. Diese Interpretationen stellen immer nur Denkanstöße dar, um leichter auf seine persönliche Wahrheit zu kommen.
Weiters ist man bei der Farbwahl eines Autos auch von der Verfügbarkeit am Markt, dem höheren Wiederverkaufswert von Silbergrau und Schwarz und allgemein vom Gruppendruck beeinflusst.
Sicherheitsempfehlung:
Für die gute Sichtbarkeit von Autos im Straßenverkehr sind zwei Faktoren entscheidend. Erstens, wie gut kann die Farbe Licht reflektieren – je mehr, desto heller (hier wäre Weiß am besten). Zweitens, wie gut ist die Kontrastfähigkeit der Farbe zur Umgebung (hier ist Weiß im Winter ungünstig)
. Gelb oder orange stellen einen optimalen Kompromiss dar. Die Vorteile von Gelb als Autofarbe lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
1. Gelb kann viel Licht reflektieren und ist somit hell und gut sichtbar.
2. Gelb hebt sich Sommer und Winter am besten von der Landschaft ab.
3. Gelb heizt das Auto weniger als dunkle Farben auf.
4. Gelb wird emotional mit der Eigenschaft Fröhlich in Verbindung gebracht.
Diese Vorteile können als wahrscheinliche Erklärungen für die geringe Unfallbeteiligung gelber Autos in vorliegender Studie angesehen werden. Durch die bessere Sichtbarkeit können auch eher eigene Fahrfehler durch andere Verkehrsteilnehmer kompensiert werden. Vielleicht bringt man gegenüber gelben Autos auch unbewusst eher weniger Aggressionen auf als gegenüber roten Autos, was zur Erklärung der unterschiedlichen Unfallhäufungen beitragen könnte.
Was für Sicherheitsberufe und Warnwesten selbstverständlich ist, sollte auch viel mehr von Fußgängern, Motorrad- und Radfahren genutzt werden – die Farbe Gelb.
Die hingegen hohe Unfallbeteiligung hell- bis mittelroter Autos könnte tiefenpsychologisch folgendermaßen vorsichtig interpretiert werden. Da Rot mit Aggressivität assoziiert wird, könnte diese Farbe verdrängte Impulse in der Sekunde der Autofahrerentscheidung freilegen und die Folge sind etwas mehr draufgängerische Verhaltensweisen als Lenker.
Vielleicht wirkt sich sowohl Gelb als auch Rot auf den Fahrstil aus. Beide Farben könnten demnach unbewusst aktivierend auf uns wirken: Rot allerdings negativ, Gelb positiv. Selbstverständlich sind Autofahrerentscheidungen von vielen Faktoren abhängig. Wenn, dann stellt die Autofarbe nur einen unter vielen Einflussfaktoren dar.
Dass dunkle Fahrzeuge in der Tarnfarbe Grau bzw. Schwarz nicht in mehr Unfälle verwickelt sind, könnte auch daran liegen, dass in der österreichischen Studie nur durch den Fahrer verschuldete Unfälle analysiert wurden. Möglicherweise würde das Ergebnis bei Analyse der Unfallbeteiligungen anders aussehen, wo die optische Erkennbarkeit eine erheblichere Rolle spielen dürfte. Das wesentlichste Ergebnis der vorliegenden Studie ist somit, dass die Autofarbe höchstens einer unter vielen Unfall- bzw. Sicherheitsfaktoren ist. Konzentration auf das Verkehrsgeschehen seitens des Fahrers, angepasste Geschwindigkeit und Abstand sind wesentlichere Kriterien als die Autofarbe. Um zu empfehlen, man möge keine roten Autos kaufen, sind die vorliegenden Ergebnisse allerdings zu dünn. Der Stichprobenumfang müsste maßgeblich erweitert werden und mögliche weitere Einflussvariablen identifiziert werden.