Fahrlehrerausbildung: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | == Professionelle Beziehung zum Fahrschüler == | ||
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+ | „Die professionelle Beziehung zwischen Fahrlehrer und Schüler“ | ||
+ | (Dr. Gregor Bartl, www.alles-fuehrerscheit.at) | ||
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+ | 1. Der Anspruch an den Fahrlehrer | ||
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+ | Wenn jemand viel weiß, bedeutet das noch nicht, dass er sein Wissen gut weitergeben kann. Ein guter Autofahrer ist noch lange kein guter Fahrlehrer. Fahrlehrer ist primär ein sozialer Beruf. Man hat mit Menschen, nicht mit Maschinen zu tun. Daher sind | ||
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+ | • optimale Kommunikation | ||
+ | • richtiger Umgang mit dem Schüler | ||
+ | • richtiger Umgang mit sich selbst | ||
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+ | eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Ausübung dieses Berufs. | ||
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+ | Das zentrale und eigentlich einzige Ziel der durch den Staat gesetzlich vorgeschriebenen Fahrausbildung oder Prüfung ist die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Etwaige sonstige Ziele, wie etwa Arbeitsplatzbeschaffung für Fahrlehrer können nicht gesetzlicher Auftrag sein. Demnach ist sicherzustellen, dass die gesamte Fahrausbildung auf die Zielerreichung des sicheren Autofahrens ausgerichtet ist. Inhalte der Fahrausbildung sind demnach dahingehend zu prüfen, ob sie der Verkehrssicherheit dienen. Hobbywissen über z.B. technische Details haben in einer gesetzlich verpflichtenden Ausbildung keine Berechtigung. | ||
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+ | Bei der Ausbildung zum Fahrlehrer ist sicherzustellen, dass Wissen über Verkehrssicherheit vermittelt wird. Der Fahrlehrer sollte über professionelle Risikokompetenz verfügen. | ||
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+ | Um Wissen professionell vermitteln zu können bedarf es professioneller didaktischer Methoden. Die Professionalität des Fahrlehrerberufes ist aus zwei Gründen von zunehmender Bedeutung. | ||
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+ | 1. Die Gesellschaft misst dem Autofahren einen immer größeren Stellenwert zu. Daher ist eine gute Ausbildung erwünscht. | ||
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+ | 2. Es muss klare Kriterien geben, worin sich ein professioneller Fahrlehrer vom privaten Laienausbildner unterscheidet. | ||
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+ | Professionalität bedeutet hoher Spezialisierungsgrad: | ||
+ | Der professionell ausgebildete Fahrlehrer verfügt über eine Vielfalt didaktischer Methoden. Diese ermöglicht es ihm zielgruppengerecht zu unterrichten. So ist es möglich, die optimale Kombination zwischen Methode, jeweiligem Sachthema und jeweiligem Schüler zu finden. | ||
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+ | Hierbei ist insbesondere eine professionelle Beziehung vom Lehrer zum Schüler anzustreben. Damit ist gemeint, dass der Lehrer kognitive und emotionale Signale seitens seines Schülers, aber auch bei sich selbst wahrnimmt. Ein positives Lernklima ist die unbedingte Voraussetzung für optimales Lernen in einer Fahrschule. | ||
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+ | 2. Professionelle Beziehung | ||
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+ | Im EU-Projekt „Andrea“ (Analyse der Nachschulungen) wurde herausgearbeitet, dass eine gute Beziehung zwischen verkehrsauffälligen Lenkern und Leitern von Nachschulungskursen in drei Punkten beschreibbar ist. Für den Fahrlehrerberuf können diese drei Grundvoraussetzungen ebenfalls als nützlich betrachtet werden: | ||
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+ | 1. Zielabgleichung zwischen Fahrlehrer und Schüler | ||
+ | Beide sind sich über die zu erreichenden Ziele einig (Prüfung bestehen und sicheres Autofahren). | ||
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+ | 2. Abgleichung der Inhalte zwischen Fahrlehrer und Schüler | ||
+ | Beide halten dieselben Inhalte des Unterrichts für sinnvoll, um die vereinbarten Ziele zu erreichen (praxisrelevante Inhalte). | ||
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+ | 3. Abgleichung der Methoden zwischen Fahrlehrer und Schüler | ||
+ | Beide erachten die jeweils eingesetzten Unterrichtsmethoden für die jeweiligen Inhalte als sinnvoll für die Zielerreichung. | ||
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+ | Das Modell der vierseitigen Kommunikation von Schultz von Thun veranschaulicht die Komplexität der zwischenmenschlichen Kommunikation. Demnach kommunizieren wir auf vier Kanälen bzw. Ebenen, wobei uns üblicher weise nur eine dieser Ebenen bewusst ist. Die vier Ebenen sind: | ||
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+ | 1. Sachebene | ||
+ | Auf dieser bewussten Ebene wird eine Aussage getroffen (z.B.: „die Ampel ist grün!“). | ||
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+ | 2. Beziehungsebene | ||
+ | Ohne es vielleicht selbst zu bemerken, sagt man damit etwas über die Beziehung zwischen den beiden kommunizierenden aus (z.B.: „du brauchst meine Hilfestellung!“). | ||
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+ | 3. Selbstdarstellungsebene | ||
+ | Meist unbeabsichtigt sagt man auch immer etwas über sich selbst aus (z.B. „ich habe es eilig!“). | ||
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+ | 4. Appellebene | ||
+ | Und letztlich weist jede Aussage auch immer einen Aufforderungscharakter auf (z.B.: Fahr los!“). | ||
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+ | Die besondere Komplexität der Kommunikation liegt aber nicht nur darin, dass jede Aussage neben der Sachebene auch noch drei andere, dem Aussagenden selbst nicht bewusste Ebenen beinhaltet, sondern dass auch der Zuhörer neben der Sachaussage die anderen drei Ebenen wahrnimmt. Nach Schultz von Thun können wir uns vorstellen, dass jeder Zuhörer über vier Ohren verfügt, die den oben erläuterten vier Ebenen entsprechen. Demnach verfügt jeder Zuhörer über: | ||
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+ | 1. Sachohr | ||
+ | Was sagt er da zu mir, habe ich die Sache richtig verstanden? (die Ampel ist grün) | ||
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+ | 2. Beziehungsohr | ||
+ | In welcher Beziehung glaubt er, dass er zu mir steht? (glaubt er, dass ich seine Hilfestellung brauche?) | ||
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+ | Was will er mir damit über sich selbst sagen? (Hat er es vielleicht eilig?) | ||
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+ | 4. Appellohr | ||
+ | Was will er von mir? (Aha, ich soll also losfahren) | ||
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+ | Falsche Interpretationen auf Seiten des Zuhörers sind häufig die Ursachen für Konflikte. Schultz von Thun gibt hierzu ein klassisches Beispiel: Der Mann fragt seine Frau: „Was ist denn das Gründe da in der Suppe?“ Sie antwortet daraufhin: „Wenn dir etwas nicht passt, geh’ halt ins Wirtshaus essen!“ Offensichtlich sind hier Informationen und Interpretationen auf der Sach- und der Beziehungsebene durcheinander gekommen. Der Mann wollte vielleicht wirklich nur auf der Sachebene wissen, um welches Gemüse es sich handelt. Die Frau hat es als Kritik auf der Beziehungsebene interpretiert. | ||
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+ | Der Ausweg aus solchen Konflikten gelingt nur dann, wenn man sich seiner Kommunikationsebenen bewusst ist. In dieser Weise sollte auch der Fahrlehrer Kommunikationsprofi sein. Die optimale Kommunikation eines Fahrlehrers umfasst folgende Punkte: | ||
+ | • Er kommuniziert von sich aus primär auf der Sachebene. | ||
+ | • Er analysiert seine Interpretationen der Aussagen von Schülern kritisch, um Konflikte ehestbaldig erkennen zu können und er reagiert nicht voreilig überschießend. | ||
+ | • Bei Konflikten ist er derjenige, der auf die Sachebene zurückkehrt. | ||
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+ | Natürlich können mit Mitteln der Kommunikation nicht grundlegende tiefere Konflikte gelöst werden. Aber solche grundlegenden Konflikte sollten im Fahrschulalltag eigentlich nicht aufkommen. Denn im Gegensatz zum Laienausbildner (z.B. Vater oder Mutter) hat der Auszubildende keine gemeinsame Geschichte mit dem Ausbildner, die in der angespannten Situation des Fahrenlernens hochkommen könnte. | ||
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+ | Wenn in einem Gespräch erkennbar wird, dass unangemessen viel Emotionalität in die Auseinandersetzung hineingetragen wird, so handelt es sich wahrscheinlich um die Phänomene „Übertragung“ und „Projektion“. | ||
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+ | „Übertragung“ | ||
+ | Unbewusst übertragen wir Gefühle, die mit Erfahrungen mit anderen Personen verknüpft sind in überwertiger Intensität auf andere Personen. Die haben aber oft nichts mit jenen Personen gemeinsam, die seinerzeit die heftigen und noch immer unaufgelösten Gefühlsregungen ausgelöst haben. Bei genauerer Analyse könnte sich dann vielleicht der Fahrschüler bewusst machen, dass ihn der Fahrlehrer an den Englischlehrer erinnert, der ihn durchfallen hat lassen. Und den Fahrlehrer erinnert vielleicht seine Fahrschülerin an irgendeine andere konflikthafte und noch nicht innerlich aufgearbeitete Beziehung aus seiner Vergangenheit, beispielsweise seine Tochter. Die besondere Dynamik liegt darin, dass diese Konflikte nicht bewusst sind, sondern nur in Form von starken Gefühlsregungen in Erscheinung treten. Wenn diese Gefühle negativer Natur sind, ergeben sich daraus Probleme. Natürlich gibt es auch positive Gefühlsübertragungen. Das ist dann der Fall, wenn uns ein Mensch gleich sympathisch ist. Dabei handelt es ich häufig um positive Erfahrungen mit Menschen aus früheren Begegnungen. | ||
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+ | In der professionellen Beziehung strebt man an, sich diese unbewussten Übertragungen bewusst zu machen und weder zu starke Sympathie noch Antipathie zuzulassen, sondern sich auf die Einmaligkeit jeder Begegnung aufs Neue völlig neutral einzulassen. | ||
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+ | „Projektion“ | ||
+ | Im Rahmen der Kommunikation sind Projektionen nicht minder hinderlich. Darunter versteht man unbewusste Zuschreibungen von konflikthaften Eigenschaften von einem selbst, die man aber bei sich selbst nicht wahrhaben möchte. Man projiziert sie lieber auf andere bzw. schreibt sie andern zu. Beispiele sind dafür etwa militante Alkoholgegner, die vielleicht selbst gerne ausgelassener wären, sich aber strengste moralische Disziplin auferlegt haben und umso gereizter reagieren, wenn sich andere Personen jene Freiheiten gönnen, die man sich selbst verboten hat. Der überwertige emotionale Ärger über einen Alkohol trinkenden Anderen ist somit im eigenen nicht aufgearbeiteten Konflikt mit dem Thema Alkohol bzw. Zwanglosigkeit begründet. Die Ursache für Konflikte, die auf Projektionen beruhen, ist immer die selbst verbotene Wunscherfüllung (in den tiefen der Seele würde man selbst gerne...). Im Straßenverkehr sind Projektionen mannigfaltig, insbesondere dann, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer Rechte herausnimmt, schneller ist - kurz unser moralisches Verhalten auf den Prüfstand stellt. Z.B.: Ich halte mich an die Geschwindigkeitslimits und der überholt mich – und schon schäume ich vor Wut und der Widersacher bekommt einen unverhältnismäßig intensiven Schwall an Aggression ab. Wie bei der Übertragung gibt es nicht nur negative, sondern auch positive Projektionen. Bei dieser Art von besonderer Sympathie handelt es sich um eigene bisher noch nicht erfüllte Ideale und Wünsche. | ||
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+ | Dieser Anspruch scheint auf den ersten Blick mühsam. Viel einfacher ist es doch, sich von seinen momentanen Gefühlen leiten zu lassen: Den mag ich, den mag ich nicht. Kurzfristig gedacht scheint dieser laienhafte Zugang der einfachere Weg zu sein. Wenn man aber längerfristig denkt, überwiegen die Vorteile des professionellen neutralen Zugangs. Man erspart sich konflikthafte Kommunikationen, erreicht Lernziele effizienter, die Kundenzufriedenheit ist größer und man ist selbst zufriedener, was den im Lehrerberuf Stehenden vor dem „Burnout-Syndrom“ (sich vom Job ausgebrannt und erschöpft fühlen) bewahrt. | ||
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+ | Das Erlernen der professionellen Beziehung gelingt optimaler Weise nicht durch anlesen von Wissen, sondern durch persönliches Erfahren. Es erscheint somit selbstverständlich, dass eine gute Fahrlehrerausbildung diesbezügliche Seminare mit Selbsterfahrungscharakter und auch berufsbegleitende Fortbildungen zu umfassen hat. |
Version vom 11. Januar 2010, 14:52 Uhr
In Österreich ist im Zuge des Erwerbs einer Lenkberechtigung vorgeschrieben, eine Ausbildung in der Fahrschule zu absolvieren. Somit ist auch die Ausbildung zum Fahrschullehrer gesetzlich verpflichtend. Sie umfasst 330 Stunden Theorie und 60 Stunden Praxis. Sie dauert üblicherweise etwa 5 Monate und schließt mit einer behördlichen Prüfung ab. Danach kann man Weiterbildung für z.B. L 17, Mehrphasenfahrausbildung, Probeführerschein etc. absolvieren. Die Ausbildung darf nur in ermächtigten Fahrlehrer-Ausbildungsstätten stattfinden. Als Fahrlehrer darf man dann nur im Rahmen einer zugelassenen Fahrschule tätig werden. Ein Fahrlehrer darf nur praktische Fahrstunden erteilen, ein Fahrschullehrer darf auch Theorieunterricht erteilen.
Inhaltsverzeichnis
Eingangsvoraussetzungen
Voraussetzungen, um Fahrlehrer werden zu können:
• Besitz der Lenkberechtigung für die beantragte Führerschein-Klasse seit mindestens 3 Jahren
• Vertrauenswürdigkeit (Auszug aus dem Strafregister ohne Eintragung)
• Praxisnachweis entweder durch Vorlage einer Bestätigung über eine mindestens dreijährigen Fahrpraxis für die jeweils beantragte Klasse oder einer Bestätigung über eine mindestens einjährige Fahrpraxis für die jeweils beantragte Klasse sowie einer Bestätigung der Absolvierung eines Lehrplanseminars pro beantragter Klasse (diese Seminare können bei Ausbildungsstätten, die zur Ausbildung von Fahr(schul)lehrern ermächtigt wurden, absolviert werden). Als Praxisnachweis werden anerkannt: Nachweis über Zulassung eines KFZ der beantragten Klasse oder Arbeitgeberbestätigungen (die Bestätigung hat Angaben über das gelenkte Kraftfahrzeug und die Art der Tätigkeit zu enthalten)
Lehrplan
Die Ausbildung zum Fahrlehrer ist im KFG 1967 (Kraftfahrgesetz) in Verbindung mit der KDV 1967 (Kraftfahrgesetz-Durchführungs-Verordnung) geregelt. Der Lehrplan für die Ausbildung zum Fahrlehrer der Führerschein-Klasse B ist die Basis für alle anderen Klassen:
Lehrplan für die Fahrschullehrerausbildung in Österreich gemäß § 64c KDV Abs. 11 Anlage 10d
Prüfung
Die Fahrlehrerprüfung (Lehrbefähigungsprüfung) besteht aus 3 Teilen:
1. Rechtstheoretischer Teil (mündlich)
2. Technisch-theoretischer Teil(mündlich)
3. Praktischer Teil
Die Prüfung darf nicht vor Ablauf von 2 Monaten und nicht mehr als 2x innerhalb von fünf Jahren wiederholt werden.
Ausblick
Die Fahrlehrerausbildung unterliegt einer ständigen qualitativen Weiterentwicklung. Der Fahrlehrer ist die Schlüsselfigur in der Vermittlung von Verkehrssicherheit und daher ist die Ausbildung von Fahrlehrern von hohem öffentlichem Interesse. Die Europäische Kommission beauftragte im EU MERIT –Projekt (Bartl et al., 2005) ein internationales Team mit der Erarbeitung von Mindestqualifikationskriterien. Gemäß diesen Projektempfehlungen sollen die Ziele der Fahrlehrerausbildung der international anerkannten GDE-Matrix entsprechen (Goals for Driver Education), ein Modell für verkehrssicheres Verhalten auf vier Ebenen.
Ausbildungsstätten
Die besten Fahrlehrerausbildungsstätten Österreichs (alphabetisch):
[1] Drivecompany[2] bzw. Fahrschule Schwedenplatz in 1020 Wien
[3] Prodrive in Perchtoldsdorf bei Wien
[4] Smirz in 1190 Wien
[5] Startup-Doppler in Linz und Grieskirchen /OÖ
[6] Stipek in Hallein bei Salzburg
[7] & [8] Wifiwien in 1180 Wien (Leitung Mohaupt und Bartl)
Weitere Informationen auch beim Fachverband der Fahrschulen [9]
Professionelle Beziehung zum Fahrschüler
„Die professionelle Beziehung zwischen Fahrlehrer und Schüler“
(Dr. Gregor Bartl, www.alles-fuehrerscheit.at)
1. Der Anspruch an den Fahrlehrer
Wenn jemand viel weiß, bedeutet das noch nicht, dass er sein Wissen gut weitergeben kann. Ein guter Autofahrer ist noch lange kein guter Fahrlehrer. Fahrlehrer ist primär ein sozialer Beruf. Man hat mit Menschen, nicht mit Maschinen zu tun. Daher sind
• optimale Kommunikation • richtiger Umgang mit dem Schüler • richtiger Umgang mit sich selbst
eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Ausübung dieses Berufs.
Das zentrale und eigentlich einzige Ziel der durch den Staat gesetzlich vorgeschriebenen Fahrausbildung oder Prüfung ist die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Etwaige sonstige Ziele, wie etwa Arbeitsplatzbeschaffung für Fahrlehrer können nicht gesetzlicher Auftrag sein. Demnach ist sicherzustellen, dass die gesamte Fahrausbildung auf die Zielerreichung des sicheren Autofahrens ausgerichtet ist. Inhalte der Fahrausbildung sind demnach dahingehend zu prüfen, ob sie der Verkehrssicherheit dienen. Hobbywissen über z.B. technische Details haben in einer gesetzlich verpflichtenden Ausbildung keine Berechtigung.
Bei der Ausbildung zum Fahrlehrer ist sicherzustellen, dass Wissen über Verkehrssicherheit vermittelt wird. Der Fahrlehrer sollte über professionelle Risikokompetenz verfügen.
Um Wissen professionell vermitteln zu können bedarf es professioneller didaktischer Methoden. Die Professionalität des Fahrlehrerberufes ist aus zwei Gründen von zunehmender Bedeutung.
1. Die Gesellschaft misst dem Autofahren einen immer größeren Stellenwert zu. Daher ist eine gute Ausbildung erwünscht.
2. Es muss klare Kriterien geben, worin sich ein professioneller Fahrlehrer vom privaten Laienausbildner unterscheidet.
Professionalität bedeutet hoher Spezialisierungsgrad: Der professionell ausgebildete Fahrlehrer verfügt über eine Vielfalt didaktischer Methoden. Diese ermöglicht es ihm zielgruppengerecht zu unterrichten. So ist es möglich, die optimale Kombination zwischen Methode, jeweiligem Sachthema und jeweiligem Schüler zu finden.
Hierbei ist insbesondere eine professionelle Beziehung vom Lehrer zum Schüler anzustreben. Damit ist gemeint, dass der Lehrer kognitive und emotionale Signale seitens seines Schülers, aber auch bei sich selbst wahrnimmt. Ein positives Lernklima ist die unbedingte Voraussetzung für optimales Lernen in einer Fahrschule.
2. Professionelle Beziehung
Im EU-Projekt „Andrea“ (Analyse der Nachschulungen) wurde herausgearbeitet, dass eine gute Beziehung zwischen verkehrsauffälligen Lenkern und Leitern von Nachschulungskursen in drei Punkten beschreibbar ist. Für den Fahrlehrerberuf können diese drei Grundvoraussetzungen ebenfalls als nützlich betrachtet werden:
1. Zielabgleichung zwischen Fahrlehrer und Schüler Beide sind sich über die zu erreichenden Ziele einig (Prüfung bestehen und sicheres Autofahren).
2. Abgleichung der Inhalte zwischen Fahrlehrer und Schüler Beide halten dieselben Inhalte des Unterrichts für sinnvoll, um die vereinbarten Ziele zu erreichen (praxisrelevante Inhalte).
3. Abgleichung der Methoden zwischen Fahrlehrer und Schüler Beide erachten die jeweils eingesetzten Unterrichtsmethoden für die jeweiligen Inhalte als sinnvoll für die Zielerreichung.
Das Modell der vierseitigen Kommunikation von Schultz von Thun veranschaulicht die Komplexität der zwischenmenschlichen Kommunikation. Demnach kommunizieren wir auf vier Kanälen bzw. Ebenen, wobei uns üblicher weise nur eine dieser Ebenen bewusst ist. Die vier Ebenen sind:
1. Sachebene Auf dieser bewussten Ebene wird eine Aussage getroffen (z.B.: „die Ampel ist grün!“).
2. Beziehungsebene Ohne es vielleicht selbst zu bemerken, sagt man damit etwas über die Beziehung zwischen den beiden kommunizierenden aus (z.B.: „du brauchst meine Hilfestellung!“).
3. Selbstdarstellungsebene Meist unbeabsichtigt sagt man auch immer etwas über sich selbst aus (z.B. „ich habe es eilig!“).
4. Appellebene Und letztlich weist jede Aussage auch immer einen Aufforderungscharakter auf (z.B.: Fahr los!“).
Die besondere Komplexität der Kommunikation liegt aber nicht nur darin, dass jede Aussage neben der Sachebene auch noch drei andere, dem Aussagenden selbst nicht bewusste Ebenen beinhaltet, sondern dass auch der Zuhörer neben der Sachaussage die anderen drei Ebenen wahrnimmt. Nach Schultz von Thun können wir uns vorstellen, dass jeder Zuhörer über vier Ohren verfügt, die den oben erläuterten vier Ebenen entsprechen. Demnach verfügt jeder Zuhörer über:
1. Sachohr Was sagt er da zu mir, habe ich die Sache richtig verstanden? (die Ampel ist grün)
2. Beziehungsohr In welcher Beziehung glaubt er, dass er zu mir steht? (glaubt er, dass ich seine Hilfestellung brauche?)
3. Selbstdarstellungsohr Was will er mir damit über sich selbst sagen? (Hat er es vielleicht eilig?)
4. Appellohr Was will er von mir? (Aha, ich soll also losfahren)
Falsche Interpretationen auf Seiten des Zuhörers sind häufig die Ursachen für Konflikte. Schultz von Thun gibt hierzu ein klassisches Beispiel: Der Mann fragt seine Frau: „Was ist denn das Gründe da in der Suppe?“ Sie antwortet daraufhin: „Wenn dir etwas nicht passt, geh’ halt ins Wirtshaus essen!“ Offensichtlich sind hier Informationen und Interpretationen auf der Sach- und der Beziehungsebene durcheinander gekommen. Der Mann wollte vielleicht wirklich nur auf der Sachebene wissen, um welches Gemüse es sich handelt. Die Frau hat es als Kritik auf der Beziehungsebene interpretiert.
Der Ausweg aus solchen Konflikten gelingt nur dann, wenn man sich seiner Kommunikationsebenen bewusst ist. In dieser Weise sollte auch der Fahrlehrer Kommunikationsprofi sein. Die optimale Kommunikation eines Fahrlehrers umfasst folgende Punkte: • Er kommuniziert von sich aus primär auf der Sachebene. • Er analysiert seine Interpretationen der Aussagen von Schülern kritisch, um Konflikte ehestbaldig erkennen zu können und er reagiert nicht voreilig überschießend. • Bei Konflikten ist er derjenige, der auf die Sachebene zurückkehrt.
Natürlich können mit Mitteln der Kommunikation nicht grundlegende tiefere Konflikte gelöst werden. Aber solche grundlegenden Konflikte sollten im Fahrschulalltag eigentlich nicht aufkommen. Denn im Gegensatz zum Laienausbildner (z.B. Vater oder Mutter) hat der Auszubildende keine gemeinsame Geschichte mit dem Ausbildner, die in der angespannten Situation des Fahrenlernens hochkommen könnte.
Wenn in einem Gespräch erkennbar wird, dass unangemessen viel Emotionalität in die Auseinandersetzung hineingetragen wird, so handelt es sich wahrscheinlich um die Phänomene „Übertragung“ und „Projektion“.
„Übertragung“ Unbewusst übertragen wir Gefühle, die mit Erfahrungen mit anderen Personen verknüpft sind in überwertiger Intensität auf andere Personen. Die haben aber oft nichts mit jenen Personen gemeinsam, die seinerzeit die heftigen und noch immer unaufgelösten Gefühlsregungen ausgelöst haben. Bei genauerer Analyse könnte sich dann vielleicht der Fahrschüler bewusst machen, dass ihn der Fahrlehrer an den Englischlehrer erinnert, der ihn durchfallen hat lassen. Und den Fahrlehrer erinnert vielleicht seine Fahrschülerin an irgendeine andere konflikthafte und noch nicht innerlich aufgearbeitete Beziehung aus seiner Vergangenheit, beispielsweise seine Tochter. Die besondere Dynamik liegt darin, dass diese Konflikte nicht bewusst sind, sondern nur in Form von starken Gefühlsregungen in Erscheinung treten. Wenn diese Gefühle negativer Natur sind, ergeben sich daraus Probleme. Natürlich gibt es auch positive Gefühlsübertragungen. Das ist dann der Fall, wenn uns ein Mensch gleich sympathisch ist. Dabei handelt es ich häufig um positive Erfahrungen mit Menschen aus früheren Begegnungen.
In der professionellen Beziehung strebt man an, sich diese unbewussten Übertragungen bewusst zu machen und weder zu starke Sympathie noch Antipathie zuzulassen, sondern sich auf die Einmaligkeit jeder Begegnung aufs Neue völlig neutral einzulassen.
„Projektion“ Im Rahmen der Kommunikation sind Projektionen nicht minder hinderlich. Darunter versteht man unbewusste Zuschreibungen von konflikthaften Eigenschaften von einem selbst, die man aber bei sich selbst nicht wahrhaben möchte. Man projiziert sie lieber auf andere bzw. schreibt sie andern zu. Beispiele sind dafür etwa militante Alkoholgegner, die vielleicht selbst gerne ausgelassener wären, sich aber strengste moralische Disziplin auferlegt haben und umso gereizter reagieren, wenn sich andere Personen jene Freiheiten gönnen, die man sich selbst verboten hat. Der überwertige emotionale Ärger über einen Alkohol trinkenden Anderen ist somit im eigenen nicht aufgearbeiteten Konflikt mit dem Thema Alkohol bzw. Zwanglosigkeit begründet. Die Ursache für Konflikte, die auf Projektionen beruhen, ist immer die selbst verbotene Wunscherfüllung (in den tiefen der Seele würde man selbst gerne...). Im Straßenverkehr sind Projektionen mannigfaltig, insbesondere dann, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer Rechte herausnimmt, schneller ist - kurz unser moralisches Verhalten auf den Prüfstand stellt. Z.B.: Ich halte mich an die Geschwindigkeitslimits und der überholt mich – und schon schäume ich vor Wut und der Widersacher bekommt einen unverhältnismäßig intensiven Schwall an Aggression ab. Wie bei der Übertragung gibt es nicht nur negative, sondern auch positive Projektionen. Bei dieser Art von besonderer Sympathie handelt es sich um eigene bisher noch nicht erfüllte Ideale und Wünsche.
Dieser Anspruch scheint auf den ersten Blick mühsam. Viel einfacher ist es doch, sich von seinen momentanen Gefühlen leiten zu lassen: Den mag ich, den mag ich nicht. Kurzfristig gedacht scheint dieser laienhafte Zugang der einfachere Weg zu sein. Wenn man aber längerfristig denkt, überwiegen die Vorteile des professionellen neutralen Zugangs. Man erspart sich konflikthafte Kommunikationen, erreicht Lernziele effizienter, die Kundenzufriedenheit ist größer und man ist selbst zufriedener, was den im Lehrerberuf Stehenden vor dem „Burnout-Syndrom“ (sich vom Job ausgebrannt und erschöpft fühlen) bewahrt.
Das Erlernen der professionellen Beziehung gelingt optimaler Weise nicht durch anlesen von Wissen, sondern durch persönliches Erfahren. Es erscheint somit selbstverständlich, dass eine gute Fahrlehrerausbildung diesbezügliche Seminare mit Selbsterfahrungscharakter und auch berufsbegleitende Fortbildungen zu umfassen hat.