Baumunfälle
Baumunfälle werden in Österreich statistisch nicht systematisch erfasst, in Deutschland hingegen seit 1995 schon. Gemäß einer Studie für Niederösterreich (Trimmel et al, 2006) sind die meisten Baumkollisionen in Bezug auf die Unfalltypen Alleinunfälle. 71% der tödlichen Baumunfälle ereignen sich in Kurven, meist an Wochenenden, meist durch junge Lenker verursacht und relativ häufig in der Nacht. Es liegt nahe, dass es sich vorwiegend um Freizeitunfälle handelt. In Bezug auf Alkohol kann keine verlässliche Aussage getroffen werden, da in Österreich bei verstorbenen Unfallopfern die Alkoholisierung nicht verwertet wird. Baumunfälle sind überproportional häufig tödlich: Rund 2% aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden sind Baumunfälle. Aber Baumunfälle gehen in rund 8% der Fälle tödlich aus. Je näher sich Bäume am Fahrbahnrand befinden, desto größer ist das Risiko für einen tödlichen Unfall. Die meisten Baumunfälle ereignen sich im Wohngebiet des Unfallopfers. Ähnliche Ergebnisse erbrachte eine Studie für die Steiermark (Wruß, 2007).
Brühning (2001) ermittelte für Deutschland, dass das Tötungsrisiko bei Abkommensunfällen mit Baumkollision sechs Mal so groß ist wie bei Abkommensunfällen ohne Aufprall. Es sollten daher eher Büsche statt Bäumen gepflanzt werden und Bäume sollten möglichst weit von der Fahrbahn entfernt gepflanzt werden.
In Österreich müssen im Freiland Bäume an Autobahnen und Schnellstraßen mindestens 4,5 Meter von der Fahrbahn entfernt gepflanzt werden, auf Bundesstraßen mindestens 2 Meter. Der Mittelstreifen muss gemäß RVS (Richtlinien und Vorschriften für den Straßenverkehr) frei gehalten werden.
Bäume am Straßenrand haben keinen geschwindigkeitsreduzierenden Effekt auf Autofahrer, da deren Gefährdungspotenzial nicht ausreichend erkannt wird. In einer Studie der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurde aufgezeigt, dass durchgängige Leitplanken bei Alleen das subjektive Gefährdungsempfinden sogar noch reduzieren und die Bereitschaft zur Reduktion der Geschwindigkeit dadurch sinkt. Das subjektive Gefährdungsempfinden wird jedoch erhöht, wenn die Randlinien der Straßenmarkierungen zur Fahrbahnmitte hin etwas eingerückt werden. Dadurch ergibt sich eine optische Verschmälerung der Fahrbahn (Rudinger, G. & Holte, H., 1995). Dies erhöht wahrscheinlich auch die Konzentration des Fahrers.
Empfehlungen zur Vermeidung von Baumkollisionen:
1. Mit erhöhter Konzentration, ohne Emotionen und mit angepasster Geschwindigkeit fahren.
2. Insbesondere junge Fahrer über deren typische Unfallgefahren aufklären:
• Nacht – Gefahr der Müdigkeit
• Freizeit – emotionale Fahrmotive
• Wohngegend – man fühlt sich sicher
• Kurve –zu wenig Fahrerfahrung
• Alkohol meiden
3. Im Notfall richtiges Blickverhalten: Nicht auf das Hindernis (Baum), sondern auf den Fluchtweg schauen. Dort wo man hinschaut lenkt man unbewusst hin.
4. Verantwortungsvolle Baumbepflanzungen: Beispielsweise Sträucher statt Bäumen, möglichst große Entfernung zur Fahrbahn.
5. Richtiger Kompromiss zwischen Naturschutz und Verkehrssicherheit: Bäume sind natürlich für das ökologische Gleichgewicht enorm wichtig. Gegebenenfalls sollte man einzelne Leitplanken um Bäume errichten, statt sie zu fällen. Diese Leitplanken sollen die Wurzeln nicht beschädigen und auch nicht für Motorradfahrer gefahrenerhöhend sein.